
Im Interview sprach „Superman“-Regisseur James Gunn über den Stand der Filmindustrie und betonte, welches Element von größter Bedeutung für den Fortbestand ist.
Ein Film steht und fällt mit einem Drehbuch. Es ist das Fundament der Geschichte, darauf baut alles auf. Weder die Regie noch die größten Stars oder sündhaft teure Computereffekte sind dazu in der Lage, ein schlechtes, inkonsistentes und womöglich mehrfach umgeschriebenes Drehbuch zu retten. Man baut kein Gebäude direkt über einem Loch und hofft, dass morsche Holzbalken es schon halten werden.
Und doch hat man in jüngster Zeit das Gefühl, dass die großen Hollywoodstudios genau das glauben. Überhaupt wird die Profession der Drehbuchautor*innen völlig an den Rand gedrängt. Ist das dem veränderten Verhalten des Publikums geschuldet, das im Grunde nur nach „Inhalten zum Streamen“ verlangt?
Das glaubt Filmemacher James Gunn nicht, seines Zeichens Co-Vorsitzender und Co-CEO der DC Studios an der Seite von Peter Safran. Gunn hat sein Handwerk als Drehbuchautor in der Trash-Schmiede Troma Entertainment erlernt, bevor er mit der vergnüglichen Horrorkomödie „Slither – Voll auf den Schleim gegangen“ sein Leinwand-Debüt als Regisseur – nach eigenem Drehbuch – gab.
Auf die Frage, ob und warum die Filmindustrie im Sterben liege, hatte er eine klare Antwort (via Rolling Stone):
„Ich glaube, dass der Grund für das Sterben der Filmindustrie nicht darin liegt, dass die Leute keine Filme mehr sehen wollen. Es liegt nicht daran, dass die Streamingdienste so gut geworden sind. Der Hauptgrund ist der, dass die Leute Filme machen, ohne ein fertiges Drehbuch zu haben.“
Er kenne Filmschaffende, die alles gegeben und dennoch einen schlechten Film abgeliefert hätten. Und Gunn gibt offen zu, dass einige seiner Kolleg*innen bei Marvel „einige der schlechtesten Filme“ gedreht hätten. Das ist eine Ansage (!). Doch auch gute Werke gehen manchmal an den Kassen unter, wie ihr hier sehen könnt:
James Gunn: Drehbücher sind das A und O einer guten Filmproduktion
Gunn hat diese eiserne Regel eines fertigen und guten Drehbuchs auch im neuen DC Universe (DCU) etabliert. Ein Projekt, betont er, habe er deswegen trotz grünem Licht für die Produktion wieder eingestampft. Alle anderen Projekte seien aber in den besten Händen.
Schaut man sich dagegen den Noch-Platzhirsch, das Marvel Cinematic Universe (MCU), an, dann kommt man nicht umhin, eine gewisse Hilflosigkeit in den jüngeren Produktionen zu erahnen. Egal ob „The Marvels“, „Captain America: Brave New World“ und „Thunderbolts*“: Entweder begannen die Dreharbeiten ohne fertiges Drehbuch oder jenes wurde so häufig geändert, dass die grundlegende Geschichte völlig verändert wurde.
Die Quittung dafür haben Disney und Marvel Studios bereits erhalten: Vier der jüngsten sechs MCU-Filme enttäuschten an den weltweiten Kinokassen. Das DCU startet auf der großen Leinwand erst am 10. Juli 2025 mit „Superman“.
Sollte der Film die Fans begeistern und die Kinokassen füllen, wäre das ein erstes Alarmsignal für das MCU. zurückschlagen kann es am 24. Juli 2025 mit der letzten MCU-Hoffnung für dieses Jahr: „Fantastic Four: First Steps“.